Fantasy Filmfest: Creepy

Nach dem Japan-Filmfest im Juni, bin ich nun auf dem nächsten Hamburger Filmfest unterwegs – dem Fantasy Filmfest.  Und eigentlich wollte ich dort in den Eröffnungsfilm „Swiss Army Man“, der leider ausverkauft war. Nun gut, das lässt sich nachholen, ein Film mit Daniel Radcliffe wird vor Mainstreamkinos nicht Halt machen. Immerhin wurde mir von Daniel „Schröck“ Schröckert, dem ich im Foyer kurz begegnete, versichert, dass er ganz und gar großartig, wenn auch traurig sein soll. Mehr dazu gibt es sicher in der nächsten Ausgabe von Kino+.
Nun aber zum eigentlichen Thema, denn was würde ich im Kino machen, wenn ich keine Karten für den Wunschfilm bekommen habe? Einfach einen anderen Film sehen, der ebenfalls vielversprechend klang: Ein kleiner, aber feiner japanischer Thriller namens Creepy

Der Film von Kiyoshi Kurosawa, der Genrefans im Westen vor allem durch J-Horror-Streifen wie Pulse oder Loft ein Begriff sein dürfte, handelt von einem Inspektor, der den Dienst bei der Polizei quittiert hat, nachdem es einem von ihm verhörten Mehrfachmörder gelingt, aus dem Verhörraum zu fliehen und er als Experte für Serienkiller daran scheitert, diesen davon zu überzeugen, eine von diesem als Geisel genommene Frau zu retten. Auch er selbst wird bei dem Ausbruchsversuch verletzt. Letztlich entscheidet er, dass sein Leben einen Neustart braucht, weswegen er sich mit seiner Frau in eine ländlichere Gegend zurückzieht und er selbst eine ruhigere Karriere als Uniprofessor anstrebt. Doch die Vergangenheit holt ihn schnell wieder ein, als sein Interesse an einem ungelösten Fall einer verschwundenen Familie geweckt wird. Eine Gelegenheit, dem Alltag sowie den neuen Nachbarn zu entfliehen, die ihn nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Einer der Nachbarn ist ihm dabei insbesondere suspekt…

Wenn man die Story so liest, wird man sicherlich an Standardkost denken, und in der Tat bietet der Thriller kein Setting, das man nicht schon mal so oder so ähnlich bereits gesehen hätte. Trotzdem macht er seine Sache für das, was er sein will, gut. Er hat seine spannenden Momente und offenbart trotz der Tatsache, dass man Vermutungen über den Ausgang der Geschichte hegt, nicht zu früh, welche der vielen Möglichkeiten, die man sich zurechtgelegt hat, die richtige ist. Das letzte Drittel wird dann zu einem handfesten Psychothriller, der allenfalls in seiner Glaubwürdigkeit unter der Inkompetenz der Polizei leidet – ein wiederkehrendes Thema vieler japanischer und auch koreanischer Filme.

Die Tatsache, dass einem absichtlich so viele falsche Spuren gelegt werden, obschon das Offensichtliche klar im Mittelpunkt steht, macht den Film leider auch zu einem gewissen Grad beliebig. Viele enthaltene Szenen dienen nur der Erklärung einer Charakterhandlung, die sich der Zuschauer sicher auch durch geschicktes Storytelling selbst erschlossen hätte. Und was das Ende betrifft, so lässt es den Zuschauer etwas ambivalent zurück: Einerseits eine logische Konsequenz, andererseits etwas unbefriedigend für den geneigten Twist-Erwarter, denn der große Knall bleibt aus. Großes Lob geht aber in jedem Fall Teruyuki Kagawa, der es schafft, den „creepy“ Nachbarn Nishino so zu spielen, dass man sich als Zuschauer der Szenerie tatsächlich unbehaglich fühlt, wenn er sich nach und nach in das Leben von Inspektor Nishijima einmischt.

Fazit: ★★★★☆

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