Recht verspätet kommt hier mein Review zu einem Film, den ich in diesem Jahr schon dreimal geschaut habe. Warum? Weil er Teil meiner Master-Arbeit war, darum! Ich präsentiere euch einen etwas betagteren, japanischen Horrorfilm: Jigoku.
Die Geschichte handelt von dem Theologiestudenten Shimizu Shirō, der Begriff ist, die Tochter seines Professors, Yajima Yukiko, zu ehelichen. Auf der Verlobungsfeier taucht sein Freund und Studienkollege Tamura auf, der durch seine düstere Art die Feierlichkeiten stört. Letztlich erklärt er sich aber dazu bereit, Shirō nach Hause zu fahren. Auf seine Bitte, einen Umweg zu nehmen, fährt Tamura in eine Seitenstraße, wo sie unabsichtlich einen betrunkenen Yakuza überfahren, der mitten auf der Straße läuft. Tamura fährt daraufhin unbeeindruckt weiter, obwohl Shirō ihn noch zu stoppen versucht. Ersterer behauptet, es sei Shirōs eigene Schuld, schließlich habe er entschieden abzubiegen. Shirōs Gewissen lässt ihn allerdings die Entscheidung fassen, sich der Polizei zu stellen. Nachdem er sich mit seiner Verlobten Yukiko berät, nehmen sie ein Taxi zur Polizeistation. Dieses wird in einen Unfall verwickelt, bei dem Yukiko stirbt. Die Ereignisse kommen in Gang, die unweigerlich den Weg in die Hölle beschreiben…
Horrorfilme waren kein neues Phänomen, Regisseur Nakagawa Nobuo selbst hatte bereits einige davon gedreht. Gerade ein Jahr zuvor arbeitete er bereits mit Amachi Shigeru, der hier die Rolle von Shirō übernahm, zusammen an einem Gruselfilm mit dem Titel „Tōkaidō Yotsuya kaidan“, der die filmische Umsetzung eines Kabuki-Stücks aus dem 19. Jahrhundert war. Die Neuerung, die „Jigoku“ einbrachte, bestand in der, für die damaligen Verhältnisse, drastischen Darstellung von Blut und Gewalt. Denn obwohl bereits früher entstandene Samurai-Filme wie beispielsweise die Filme Kurosawa Akiras gewalthaltige Szenen zeigten, in denen sich ebenfalls getötet wurde, wurde auf die Darstellung von Blut weitestgehend verzichtet.
Nakagawa wollte den Film ursprünglich „Jigoku to gokuraku“ („Hölle und Himmel“) nennen, doch als er das finale Skript von Miyagawa Ichirō las und keinerlei Anhaltspunkte für einen Himmel darin fand, antwortete dieser scherzhaft, dass er dies im Sequel nachholen werde. Dieses war jedoch nie ernsthaft angedacht, da das Produktionsstudio Shin-Tōhō zu diesem Zeitpunkt bereits ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten hatte, weswegen man intern bereits auf die Produktion von Low Budget-Filmen, zu denen auch „Jigoku“ gehörte, umgestellt hatte. Letztlich stellte dieser den letzten Film dar, den das Studio produzierte.
Jigoku ist sicherlich ein interessantes Zeitdokument, und auch die Story entwickelt sich wirklich nicht schlecht. Das Overacting mag heute etwas seltsam wirken, doch angesichts des Kabuki-Charakters geht das durchaus in Ordnung. Wenn man sich bewusst macht, dass man in gewisser Weise ein filmisches Theaterstück schaut und gegenüber den Effekten etwas Suspension of Disbelief zum Einsatz bringt, hat man auf jeden Fall Freude an dem Film. Menschen, die angesichts der aufgezählten Dinge Würgereiz bekommen, ist der Film selbstverständlich nicht zu empfehlen.
Wertung: ★★★★☆
Diese drastische Darstellung von Blut und Gewalt… ist die eher unrealistisch over the top a la Evil Dead, oder mehr so eklig reale Folter a la Miike?
„…für die damaligen Verhältnisse…“
Heute wirkt das eher wie Kinderfasching, aber es hat immerhin noch für ne FSK 16 gereicht. Im Grunde sieht man nur, wie ein paar Menschen zersägt werden und ihnen die Haut abgezogen wird. So Höllenqualen eben. Das sind aber auch schon die „drastischsten“ Szenen. Im Grunde ist der Film aus heutiger Sicht sehr zahm, so auf Tatort-Niveau.