Symphonische Lustlosigkeit

Ich war da! Auf dem Konzert, auf das ich mich schon seit über einem halben Jahr gefreut habe: Symphonic Legends! Nachdem ich im letzten Jahr den Vorgänger Symphonic Fantasies im Stream bestaunte und mir insbesondere das Secret of ManaMedley damals wohlige Gänsehaut bescherte, waren meine Erwartungen an dieses Jahr natürlich hoch. Besonders gefreut hatte es mich, dass es diesmal rund um Musik aus Nintendo-Spielen ging und ich machte mich geistig schon bereit, von Mariomelodien, Metroidklängen und epischen Zeldasymphonien aus dem Sessel gepustet zu werden. Doch zunächst musste ich mal nach Köln. Vier Stunden Fahrt dank Stau, ziemlicher Dreck, aber was tut man nicht alles für einen bombastischen Abend in der Kölner Philharmonie.

Der Abend kam, ich war da, doch was mich erwartete ließ mich ein wenig fassungslos. Doch gehen wir das Programm von vorne durch. Im Übrigen habe ich alle Arrangements verlinkt, falls ihr euch selbst ein Bild machen wollt.

Es begann mit der Fanfare für den gewöhnlichen 8-Bit-Helden. Was soll man sagen: Sehr kurz, ganz nett, mehr nicht. Aber das war ja auch nur das Intro.
Weiter ging es nun mit Lylat Wars und Star Wing und als ich die hörte, ging mir schon das Herz auf. Ja, dieses Konzert würde großartig werden! Auch wenn der Moderator ziemlich saugte. So wusste er weder, dass Suite ähnlich dem englischen sweet und nicht wie das englische suit ausgesprochen wird. Minuspunkt für Unkenntnis an klassischer Musik. Der anfängliche Gruß nach Japan, auf den er sich selbstverständlich ausführlichst vorbereitet hatte: Ohayo gusaimasu…, richtig gewesen wäre Ohayô gozaimasu (zur Anmerkung: langes o, das z ist ein stimmhaftes s und vor allem kein u!). Das hätte man sicher in Erfahrung bringen können, aber es ist verzeihbar… doch kurz darauf glänzte er auch mit seinem Videospielunwissen als er behauptete, das erste F-Zero sei ein 3D-Spiel gewesen. Naja lassen wir es ihm durchgehen, schließlich geht’s um die Musik.

Also zurück zu selbiger: Die Super Mario Bros-Retro Suite war genial. Die besten Stücke sehr gut zusammengebastelt zu einem großartigen Gesamtwerk. Nicht weniger hatte ich erwartet und umso gespannter war ich auf das weitere Konzert.
Mit der F-Zero Race Suit begann schon der Abstieg. Es klang zwar noch gut, aber es war einfach nicht mehr so… naja, es fehlte einfach die Genialität.

Kommen wir nun zum Stück, auf dass ich mich persönlich im Vorfeld sehr freute, denn ich liebe das Galactic Warrior Theme der Metroid Reihe. Ich ahnte nicht, dass dies der Tiefpunkt der Verantaltung werden würde. Das eigentliche Thema war nicht mehr widerzuerkennen und verlor sich in einem Wust von durcheinander komponiertem Mist. Ich habe keine Ahnung, wer da am Werk war, aber es zeugt nicht gerade von großem Respekt gegenüber dem Komponisten, ein vorhandenes Stück derart zu verstümmeln. Es hätte sich so super für Orchester und Chor geeignet, aber es sollte nicht sein…

Etwas fröhlicher stimmte mich die darauffolgende Variation des Donkey Kong Country-Themas Aquatic Ambiance, die zwar technisch sauber war, aber leider auch das eigentliche Hauptthema nur in Ansätzen herausstechen ließ.
Wieder besser zu erkennen war das Thema in den Pikmin World Map-Variationen, auch wenn diese relativ belanglos arrangiert worden sind. Gefallen hat es mir dennoch.
Das letzte Stück vor der Pause und dem darauffolgenden monomentalen Zelda-Arrangement war die Super Mario Galaxy Suite. Hier lag zwar das orchestrale Vorbild bereits vor, dennoch fand ich es wirklich schön arrangiert und es konnte meine Enttäuschung über Metroid vergessen lassen.

Die Pause war vorbei und alle freuten sich gebannt auf den Höhepunkt des Abends, der letztlich zur Enttäuschung des Abends wurde und in seinem bescheidenen Arrangement fast die Metroid Suite schlug. Mit dem Symphonic Poem zu The Legend of Zelda wurde das Konzert endgültig in der Mittelmäßigkeit versenkt. Man wechselte sich zwischen vier Themen ab und variierte diese mit Disonanzen, die einfach nur deplaziert wirkten. Ich schlug die Hände vors Gesicht angesichts der stümperhaften Up-Tempo-Version des Dark World Themes. Aber hört selbst:

> Teil 1
> Teil 2
> Teil 3
> Teil 4
> Teil 5

Ich wollte nach dem höflichen Applaus für die Leistung des Orchesters (nicht aber für die Arrangeure!) aus dem Raum stürmen als eine Zugabe, die Bonus Round, den Saal nochmal mit wohligen Klängen versorgte und ich fragte mich hinterher wirklich, warum nicht das ganze Konzert diese Qualität liefern konnte.

Angesichts des Ergebnisses verstehe ich immer noch nicht, wie die Verantwortlichen das Meisterwerk von letztem Jahr zu Stande gebracht haben, aber die Wahl der Arrangeure war diesmal wohl ein Griff ins Braune. Denn die mögen zwar Ahnung von Klassischer Musik und rudimentäre Kenntnisse von den entsprechenden Spielen gehabt haben, jedoch verstanden sie es nicht, würdevoll mit den Werken von Videospielkomponisten umzugehen. Weder Zelda noch Metroid hat derartiges verdient!

Der Blogeintrag wurde mal wieder etwas länger, sorry dafür. Ich hoffe, er findet trotzdem seine Leser und ich würde mich über zustimmende Meinungen so wie Gegenstimmen in den Kommentaren freuen.

 

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